Süchtelner Jahrtausendfeier von 1925

Bereits vor dem ersten Weltkrieg ( 1914 – 1918 ) waren die Süchtelner Höhen mit ihren vorzüglichen Ausflugslokalen bei den Anwohnern der umliegenden Städte ein beliebtes Ziel an Sonn- und Feiertagen. Unter den Wirren des Krieges jedoch litt der Fremdenverkehr hier erheblich und auch nach 1918 kam er aufgrund der wirtschaftlichen Situation nur schleppend wieder in Gang. Dieses veranlasste den Bürgermeister Steinbüchel im Januar 1925 dazu, über eine Jahrtausendfeier mit anschließender Verkehrs- und Werbewoche in Süchteln nachzudenken. Zu einer ersten Vorbesprechung lud er deshalb die Mitglieder des Festausschusses und die Vertreter der Süchtelner Vereine in’s Bürgermeisteramt ein. Eingeladen waren vom Festausschuss Hr. Beckers, Hr. Fander, Hr. Funken, Hr. Jacobs und Hr. Reuter sowie Pfarrer Fischer, Pfarrer Volk, Rektor Schell und Lehrer Petersohn. Ebenso waren die Vertreter folgender Vereine anwesend:
Turnverein Germania ( Lehrer Schmitz ), Turnerschaft ( Hr. Theissen ), Turnverein Süchteln-Vorst ( Lehrer Stockmanns ), Arbeiterturnverein ( Frl. Hermanns ), Radfahrerverein „All-Heil“ ( Hr. Hormes ), Radfahrerverein „Blitz“ ( Hr. Stockheim ), Radfahrerverein „Adler“ ( Hr. Nellessen ), Radfahrerverein Süchteln-Vorst ( Hr. Kühnendegen ), Sängervereinigung  Concordia ( Hr. Tack und Dr. Roth ), MGV Süchteln-Vorst ( Hr. Welfens ), MGV Eintracht-Sittard ( Hr. Wasels ), MGV „Freie Sänger“ ( Hr. Berten ), Deutsche Jugendkraft ( Hr. Hurtenbach ), Fußballklub Süchteln 03 ( Hr. Zink ), Wirtevereinigung ( Hr. Schmitter ), Gartenbauverein ( Hr. Kerken ) und der Kirchenchor Cäcilia ( Hr. Sievernich ).

Nach etlichen Sitzungen und ausführlichem Schriftverkehr konnte für den Zeitraum 28. Juni bis 05. Juli das Festprogramm verabschiedet werden, welches auf großen Plakaten überall im Ort zum Aushang kam:

 

Süchtelner Verkehrs- und Werbewoche !

Sonntag 28. Juni:

  9 Uhr            Gau-Jugendwettkämpfe des Gladbacher Turngaues
11 Uhr 45        Promenadenkonzert der Tuppen’schen Kapelle auf dem Lindenplatz
  6 Uhr 30        Freilichtaufführung „Die Nibelungen“ von Fr. Hebbel

Montag 29. Juni:

11 Uhr            Jahrtausendfeier auf der Freilichtbühne
  4 Uhr            Historischer Festzug „Tausend Jahre Süchtelner Geschichte“
                       Anschließend Festbälle in verschiedenen Sälen der Stadt und
                       der Sektionen
  6 Uhr 30       Freilichtaufführung „Stab und Stein“ – Ein Kölner Domspiel von
                       Otto Brües

Dienstag 30. Juni:

  8 Uhr            Süchtelner Heimatabend in der Königsburg „Feierabend in der
                       Weberstube“ Gedichte, Geschichten und Erzählungen aus Süchteln

Mittwoch 01. Juli:

  9 Uhr            1. Abendvorstellung auf der Freilichtbühne „Medea“ – Trauerspiel in
                       5 Akten von Franz Grillparzer. Gastspiel von Fr. Gertrud Falkner vom
                       Stadttheater Düsseldorf

Donnerstag 02. Juli:

  7 Uhr            Turnen der Altersriegen des Gladbacher Turngaues

Freitag 03. Juli:

  3 Uhr            Reichsjugendwettkämpfe auf dem Sportplatz

Samstag 04. Juli:

  8 Uhr            Bankett des Turnvereins Germania in der Königsburg

Sonntag 05. Juli:

  9 Uhr            Bergfest des Niederrheinischen Grenzgaues
11 Uhr            Start zum Straßenrennen „Rund um Süchteln“
11 Uhr 45       Promenadenkonzert des Schülerchores auf dem Lindenplatz
  1 Uhr            Eintreffen der Wanderfahrer zum Gaufest des Gaues 60 des
                       Bundes Deutscher Radfahrer
  1 Uhr 30       Gautagung des Gaues 60
  6 Uhr 30       Freilichtaufführung „Stab und Stein“ -  Ein Kölner Domspiel von
                       Otto Brües

 

Außerdem wurde unter den Süchtelner Geschäftsleuten ein Schaufensterwettbewerb und unter den Anwohnern des Festzuges ein Balkon- und Fensterwettbewerb veranstaltet. Bürgermeister Steinbüchel bemühte sich auch für diese Zeit in Süchteln diverse Tagung abhalten zu lassen, unter anderem eine Tagung der Kreisbauernschaft, eine Veranstaltung der Frauenvereine des Kreises Kempen, eine Versammlung des Bühnenvolksbundes, ein Reitturnier der Reitvereine des Kreises und eine Tagung des Katholisch-Kaufmännischen Vereins e.V. Süchteln.

Über den Regierungspräsidenten in Düsseldorf wurde eine Stellungnahme der Rheinlandkommission ( Sicherheitsausschuss ) eingeholt, da man bemüht war, die Ruhe und Ordnung in den französisch besetzten Gebieten, zu denen der linke Niederrhein gehörte, aufrechtzuerhalten. Das Zusammenströmen großer Menschenmassen, unter denen sich auch ein reicher Zustrom aus dem unbesetzten, rechtsrheinischen Gebiet befinden würde, gaben der Besatzungsbehörde zu erheblichen Besorgnissen Anlass.

Letztlich wurde die Jahrtausendfeier ein großer Erfolg und trotz aller Befürchtungen seitens der Ordnungsmacht kam es zu keinerlei politischen Demonstrationen. Vor allem der historische Festzug durch die Süchtelner Innenstadt war ein farbenprächtiges und gutbesuchtes Ereignis, von dem die Menschen hier noch sehr lange schwärmten.

Programmabfolge des historischen Festzuges - zusammengestellt von Josef Deilmann

Der Festzug wurde angeführt von einem Herold zu Pferde mit der Süchtelner Stadtfahne und drei Fanfarenbläsern, dahinter die 1. Gruppe: Fränkische Krieger

Gruppe 5: Spanische Söldner von 1589 - Karl von Mansfeld mit 2 Berittenen, 1 Hauptmann zu Pferde, 1 Trommelschläger und 4 Landknechte mit Piken und Hellebarden

Gruppe 6: Die Süchtelner Schützenwehr von 1607 veranstaltet ihr erstes Vogelschießen - 1 Trommler, 1 Pfeifer, 1 Wachtmeister, 1 Schützenknecht mit dem Königsvogel, 1 Fendelträger und 2 Rottmeister mit je 6 Schützen

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