Hermann Bongard 1655 - 1727

 Nicht viele Süchtelner waren, so wie der Rüstmeister Hermann Bongard, weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und geachtet. Im Jahre 1655, als Sohn des Büchsenschmiedes Wilhelm Bongard, hier geboren, wurde Hermann früh als Büchsenmacher, Eisenschneider und Graveur einer der namhaftesten und fähigsten Meister seines Faches. Die von ihm gefertigten Gewehre und Pistolen sind in ihren Eisenschnittarbeiten so formschön und fehlerfrei gewesen, daß Bongard als der unerreichte, talentvollste Vermittler des französischen Stils in der Büchsenmacherei galt. Als „Armand Bongarde“ fand er Eingang in die wichtigsten Werke der waffengeschichtlichen Fachliteratur. Einige seiner an allen Fürstenhöfen geschätzten kunstfertigen Waffen sind in die großen Museen von Düsseldorf, Dresden, Wien, Moskau, Paris und London gelangt, wo sie “alle Betrachtenden in Erstaunen gesetzt haben”. Der Frankfurter Zacharias Uffenbach beschrieb 1711 seinen Besuch in der Kunstsammlung des Kurfürsten folgendermaßen: “Die beiden Cabinete sind obwohl gar klein, dennoch unvergleichlich. Ehe ich dahin ginge, mußte ich meinen Degen nicht allein ablegen, sondern weil die Böden mit allerhand Holz sehr schön eingelegt, auch poliert sind, mußte ich besondere Pantuffeln, wie in Holland gebräuchlich, über die Schuhe anziehen, wie auch Handschuhe, damit das Gewehr, welches ich zuerst sahe, nicht anliefe. Es war aber eine Flinte, ein paar Pistolen und ein Degen, alles von Stahl mit sehr vielen erhabenen zarten Figuren, gewiss unvergleichlich gearbeitet und verguldet. Sie sind allhier in Düsseldorf von einem Hermann Bongard gemacht. Ich habe dergleichen mein Lebtage nicht gesehen.“ Bei Bongards Arbeiten handelte es sich zumeist um Gewehre und Pistolen mit reich verzierten Läufen und sehr sorgfältig geschnitzten Schäften, mit Silber- und Goldeinlagen versehen und „von reicher coloristischer Wirkung“.

1678 verließ Bongard seine Heimatstadt Süchteln und zog nach Düsseldorf, wo er um 1690 erster Rüstmeister des Herzogs Johann Wilhelm von Jülich-Berg wurde. Dort heiratete er Anna Maria Bohlen, eines Goldschmiedes Töchterlein. Mit ihr hatte er unter anderem zwei Söhne, Johann Bernhard und Johann Wilhelm, welche 1730 in Süchteln die beiden Schwestern Maria Katharina und Anna Sophia Sieben ehelichten. Hermann Bongard starb am 16. Oktober 1727 in Düsseldorf. Einer seiner Söhne zog nach Solingen, wo seine Nachfahren die Büchsenmacherei noch in der vierten Generation ausübten.

An den berühmten Rüstmeister erinnert heute die „Bongardstraße“ in Süchteln
( sie liegt  zwischen der „Vockelsteinstraße“ und der „Händelstraße“ ).

Die Waffensammlung des Fürsten Salm-Reifferscheidt zu Schloß Dyck enthält u.a. eine Flinte und ein paar Pistolen mit Steinschlössern, die von Bongard stammen.
Die Flinte ist signiert mit „Bongarde a Düsseldorp“ und die Pistolen tragen Bongards Markenzeichen ( Bei der in Gold eingeschlagenen Laufmarke, handelt es sich um einen Schild mit geschweifter Bekrönung. Es enthält unter einer Krone mit Kreuz dreireihig den Namen Bongarde und darunter einen schreitenden Löwen ).

Flinte der Waffensammlung Schloß Dyck: BONGARDE A DVSSELDORP

Ein Paar Steinschloßpistolen von Bongard auf Schloß Dyck

Desweiteren werden 1910 folgende Arbeiten Bongards aufgelistet: 1.) Jagdgarnitur bestehend aus einer Flinte und zwei Pistolen mit dem Reliefporträt Herzogs Karl Leopold V. von Lothringen / Kunsthistorische Sammlung Wien - 2.) Eine Flinte mit sehr schönen Messingeinlagen im Schafte / Musee d’Artillerie Paris - 3.) Zwei Jagdflinten / Museum des Arsenales in Woolwich - 4.) Diverse Arbeiten ( zwar nicht die schönsten, aber die zahlreichesten; die Läufe sind durchweg italienischer Herkunft ) / Kleine Gewehrgalerie Dresden - 5.) Schönes Jagdgewehr mit Markenzeichen Bongards / Kaiserliche Schatzkammer Moskau - 6.) Diverse Arbeiten / Waffensammlung des Fürsten Schwarzenberg in Böhmen - 7.) Eine
Pistole / Zeughaus Berlin - 8.) Fünf Flinten und zwei Pistolen / Großherzogliche Gewehrkammer Darmstadt - 9.) Diverse Arbeiten / Waffensammlung des Grafen Johann Palffy in Preßburg - 10.) Ein Trombon-Karabiner / Waffensammlung Helbing München. Weitere Arbeiten Bongards befinden sich in Mailungen, Osterstein, Stuttgart sowie auf Schloß Baldern, Schloß Schaesberg, Schloß Burg an der Wupper und in New York.

Steinschloss Flinte von Armand Bongarde ( im Fürstenhaus von Liechtenstein )
Gesamt: 147.7 cm - Lauf: 109.6 cm - Kaliber: 16 mm - Material: Stahl, Ahornholz

 Diese Steinschloss-Vogelflinte wurde von Armand Bongarde ( ab 1678 in Düsseldorf tätig - gestorben 1727 ), einem der besten Waffenhersteller Deutschlands um etwa 1710 hergestellt. Charakteristisch für Bongardes Stil sind die detailliert ziselierten Stahlsockel-Schlossplatte, Seitenplatte, Schild, Gewehrlauf und obere Verlängerung der Schulterstütze, die Waffentrophäen, gefesselte Gefangene, Figuren mit Trompeten und einen mit Lorbeer gekrönten Krieger ( Symbol des Sieges und Ruhmes ) beinhalten.

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